Psychotherapie
Die Psychotherapie berührt den intimsten und privatesten Bereich eines Menschen - die Seele. Und wenn die Seele Hilfe braucht, sind höchste Aufmerksamkeit, Sensibilität, Erfahrung und Wissen notwendig. Kein einfaches Unterfangen, wie das fortdauernde Bemühen um eine schlüssige Antwort auf die Frage zeigt: Was ist Psychotherapie? Entstanden aus der Hypnose-Forschung und der Psychoanalyse Sigmund Freuds, erlebte die Psychotherapie im 20. Jahrhundert einen stürmischen Aufschwung mit vielfältigen Entwicklungen. Beispiele sind die Individualtherapie, die Gesprächspsychotherapie, die Gestalttherapie, die systemische Therapie sowie die Verhaltenstherapie, die heute zu den verbreitesten Therapieformen zählt.
Die Psychotherapie lässt sich in Anlehnung an den Wiener Psychotherapeuten Hans Strotzka wie folgt beschreiben: Psychotherapie ist ein bewusster und geplanter Prozess zwischen einer Patientin/einem Patienten und einer Therapeutin/einem Therapeuten. Verhaltenstörungen und Leidenszustände sollen mit psychologischen Mitteln beeinflusst werden.
Dies geschieht zumeist im Gespräch, aber z.B. auch durch Verhaltensübungen oder Entspannungstechniken. Die oder der Betroffene (in bestimmten Fällen auch die Bezugsgruppe, z.B. die Familie) und die Therapeutin oder der Therapeut sollten die Verhaltensstörungen und Leiden übereinstimmend für behandlungsbedürftig halten. Die Behandlung ist auf festgelegte, möglichst gemeinsam erarbeitete Ziele ausgerichtet: Die Symptome (z.B. Ängste, Depressivität, Zwänge) sollen minimalisiert werden. Außerdem soll sich oft die Persönlichkeit in die gewünschte Richtung weiterentwickeln. Die Behandlungsmethoden der Psychotherapie werden in Ausbildungen vermittelt und beruhen auf Theorien des normalen und krankhaften Verhaltens.
Menschen, die sich - oft nach langem Zögern - auf die Psychotherapie einlassen, empfinden anfangs Hoffnung, ebenso Furcht und Scham. Sie hoffen, dass sich kompetenten Fachleute, eine Psychotherapeutin oder ein Psychotherapeut, mit ihren Problemen befassen und gemeinsam mit ihnen Lösungen erarbeiten. Das bedeutet jedoch, dass ein großer Vertrauensvorschuss geleistet und die Angst, sich in fremde Hände zu begeben, überwunden werden muss.
Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten unterliegen bestimmten Regeln und nehmen die Betroffenen an als Menschen mit Problemen und Konflikten, persönlichen Nöten und Ansprüchen an die Fachleute. Den Patientinnen und Patienten wird erklärt, dass sowohl in Einzel- als auch in Gruppentherapien Vertraulichkeit besteht. Für die Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten ist die Schweigepflicht im Berufsrecht verankert. Es sind die betroffenen Menschen selbst, die bestimmen, wie weit sie gehen und wie viel sie von sich preisgeben wollen. Ziele, Methoden und Fortschritte in der Behandlung werden von den Patientinnen und Patienten sowie von den Therapeutinnen und Therapeuten offen besprochen.