Psychotherapie im Alter
Der psychotherapeutische Umgang mit älteren Patienten ist durch die multiple Problematik eines vielschichtigen Bedingungsgefüges psychischer, physischer, sozialer, lebensgeschichtlicher und umweltbedingter Einflüsse bestimmt. Die Psychotherapie älterer Menschen ist demnach in zwei Perspektiven eingebettet: die Altersspezifik und die Störungsspezifik.
Hinsichtlich der Altersspezifik sind neben erleichternden Faktoren, wie einer höheren Lebenserfahrung und Reife, auch erschwerende Faktoren zu nennen, die die psychotherapeutische Arbeit mit älteren Menschen prägen. Altersbedingte Beeinträchtigungen etwa des Gedächtnisses, der Sinnesorgane oder der Informationsverarbeitung können die Kommunikation behindern. Für die Therapie bedeutet dies, dass kleinschrittig vorgegangen und Inhalte oft und multimodal wiederholt werden müssen. So wird zum Beispiel ein neu zu erlernendes Verhalten zunächst durch verbale Instruktionen vermittelt, dann im Modell dargeboten und schließlich durch eigenes Handeln des Patienten geübt.
Die Behandlungsansätze sind analog zum Bedingungsgefüge vielschichtig und befassen sich beispielsweise mit
- der Bewältigung des normalen körperlichen Alterungsprozesses (im Sinne einer Entwicklungsaufgabe)
- den funktionellen Störungen und Somatisierungsstörungen älterer Menschen
- mit den Folgen psychischer Traumatisierungen, auch in früheren Lebensabschnitten (insbesondere Kriegserlebnissen)
- den im Alter vermehrt auftretenden somato-psychosomatischen Wechselwirkungen (Coping, Compliance)
- der Förderung adaptiver Prozesse hinsichtlich der im Alter auftretenden Verluste (Komplizierte Trauerreaktionen, Rollenverluste, Gefährdung des sozialen Netzwerkes)
In psychotherapeutischen Einzelgesprächen wird unter Berücksichtigung verhaltenstherapeutischer und lebensgeschichtlich-biographischer Aspekte strukturiert auf das Störungsbild eingegangen. Im Sinne eines ressourcen-orientierten Behandlungsprogramms, wird dabei die Förderung erhaltener Fähigkeiten des Patienten in den Mittelpunkt gestellt. Durch den engen Einbezug der Angehörigen und des sozialen Umfeldes in die Therapie kann diese Förderung bestmöglich gelingen. Im Rahmen von Angehörigengesprächen werden Bedürfnisse und Erwartungen benannt, Folgen der Erkrankung und ihre Auswirkungen auf die Angehörigen erfragt sowie der Entlastungsbedarf für (pflegende) Angehörige präzisiert.
Die Klärung der Bedürfnislage und Angabe von Entlastungs- sowie anderer Interventionsangebote erfolgt im Team in Zusammenarbeit mit dem sozialpädagogischen Dienst der Station. Angehörigen von Demenzerkrankten wird u.a. die Angehörigengruppe der Klinik empfohlen.